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40 Jahre Lebensberatung im Berliner Dom
Seit 1979 leisten vor allem geschulte Ehrenamtliche Krisenberatung, Seelsorge und Paarberatung anonym und kostenlos. Das Jubiläum beging die Einrichtung am 15. September mit einem Gottesdienst und einem Empfang.Mit einem Gottesdienst und einem Empfang feierte die Lebensberatung im Berliner Dom am 15. September ihr 40-jähriges Bestehen. Seit 1979 erhalten Menschen dort Krisenberatung, Seelsorge und Paarberatung vor allem durch ausgebildete ehrenamtliche Beraterinnen und Berater.
Der Gründer der Lebensberatung, der evangelische Pfarrer Horst Berger, „wusste, was die Menschen brauchen“, sagte die Görlitzer Generalsuperintendentin, Supervisorin und Pastoralpsychologin Theresa Rinecker in ihrer Predigt zum Thema „Ich lobe den Herrn, der mich beraten hat“ (Psalm 16) beim Jubiläumsgottesdienst im Berliner Dom. „Das Echte, das Unmittelbare, das, was andere unansehnlich finden, war ihm und den anderen Beraterinnen und Beratern gerade recht“, sagte Rinecker. Die Lebensberatung im Dom leiste auch in Zeiten, in denen Beratung ein „richtiger Markt“ geworden sei, weiterhin einen wichtigen Beitrag mit ihrem für alle zugänglichen Angebot.
Verlässliche finanzielle Unterstützung gesucht
Andreas Mende, Geschäftsführer der Trägergesellschaft Beratung + Leben GmbH innerhalb der Immanuel Albertinen Diakonie, würdigte beim anschließenden Empfang: „Dass die Lebensberatung im Berliner Dom 40 Jahre alt geworden ist, verdanken wir dem großen ehrenamtlichen Engagement und der finanziellen Unterstützung durch Spenden und Kollekten.“ Die Lebensberatung ist ein reines Spendenwerk. Sie wird über die freiwilligen Spenden der Ratsuchenden und über Gottesdienstkollekten finanziert. Die Finanzierung sei schon immer schwierig gewesen, so Mende. „In den letzten Jahren ist die Unterstützung durch Kollekten insgesamt leider stark zurückgegangen. Um auch in Zukunft im Berliner Dom Beratung und Seelsorge für Menschen in Krisen leisten zu können, benötigen wir verlässliche Unterstützung.“
Die erste Beratung fand am 20. Oktober 1979 in der noch unrenovierten Küsterei des Domes statt. Wenig später zog das Team in einen Nebenraum der Tauf- und Traukirche, zunächst ohne Telefon und Strom. Drei Stühle stiftete die Domgemeinde, ein kleiner Tisch war eine Spende eines Ratsuchenden. Schrittweise wurde das Angebot erweitert. Im Oktober 1991 zog die Lebensberatung in ihr aktuelles Domizil im Souterrain des Doms. Nachdem das Diakonische Werk und die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg die Domseelsorge in den 1990er Jahren aufgaben, übernahm sie der evangelisch-freikirchliche Verein Beratung und Lebenshilfe. Der Verein ging 2006 in die Beratung + Leben GmbH über.
Ökumenische Erfolgsgeschichte
„Die Lebensberatung ist eine ökumenische Erfolgsgeschichte“, betonte Michael Noss, Präsident des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland und ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Beratung und Lebenshilfe.
Ein Team von zurzeit rund 25 Ehrenamtlichen und einem Hauptamtlichen bietet nach Terminvereinbarung und montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr auch ohne Anmeldung in drei Räumen anonym Krisenberatung, Seelsorge, Paarberatung, Supervision und Gesprächsangebote für Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe. Die Lebensberatung im Berliner Dom ist eine von nur zwei Berliner Beratungsstellen der offenen Tür, die alle Menschen kostenlos beraten. Bei jährlich etwa 3.000 Kontakten geht es um Lebens-, Beziehungs- und Glaubenskrisen. Die Ehrenamtlichen sind Pfarrerinnen und Pfarrer, Psychologinnen und Psychologen, Theologinnen und Theologen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter oder Juristinnen und Juristen und haben mindestens eine Zusatzausbildung in psychologischer Beratung oder Seelsorge oder Psychotherapie.
Hilfe im Hier und Jetzt
„Um Menschen begleiten zu können, braucht es einen liebenden Blick auf sie, ein hörendes Herz, professionelle Kompetenz und eine gute Supervision. Es hilft auch, selbst Krisen überwunden zu haben“, sagte der ehemalige Ehrenamtliche Dieprand von Richthofen. Der frühere Verwaltungsjurist mit einer Ausbildung als Logopäde und Imaginationstherapeut war zehn Jahre bei der Telefonseelsorge, bevor er sich von 2012 bis 2017 in der Lebensberatung engagierte.
Dienstälteste ehrenamtliche Beraterin ist Anneliese Stephan. Seit 2004 begleitet die frühere Psychologin und Psychotherapeutin an der Charité für vier Stunden in der Woche Ratsuchende in der Lebensberatung im Dom, um ihre Erfahrungen auch im Ruhestand weiterzugeben. „Anfangs musste ich erst umdenken. Wir machen hier keine Therapie, wir machen keine Anamnese und stellen keine Diagnose. Wir konzentrieren uns auf das Hier und Jetzt und versuchen Handlungsoptionen aufzuzeigen“, erläuterte Anneliese Stephan.
Immer häufiger kommen kinderlose Paare oder Paare mit bereits volljährigen Kindern in die Lebensberatung im Berliner Dom, die sich als einzige konfessionelle Beratungsstelle in Berlin noch unter dem Dach einer Kirche befindet. Der Grund: „Das Angebot städtischer Beratungsstellen ist Ratsuchenden mit minderjährigen Kindern vorbehalten, weil der Senat nur diese finanziell fördert. Alle anderen Ratsuchenden müssen kostenpflichtige Angebote in Anspruch nehmen oder eine Beratung der offenen Tür aufsuchen“, erläuterte Karl-Heinz Hilberath, Leiter der Einrichtung und psychologischer Psychotherapeut. Umso wichtiger sei der Erhalt dieser Beratung der offenen Tür im Herzen Berlins.
Weitere Informationen über die Lebensberatung im Berliner Dom und die Kontaktdaten finden Sie hier.
Spendenkonto:
Beratung und Leben Berliner Sparkasse IBAN: DE08 1005 0000 6600 0506 30 BIC: BELADEBEXXX Verwendungszweck: Lebensberatung im Berliner Dom