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Politik trifft auf Bürger: Aktion "Wir kommen wählen!" bei Immanuel Beratung
Im Vorfeld der Berliner Wahlen kamen von Armut betroffene Menschen mit Politikerinnen und Politikern des Wahlbezirks Pankow in der Tagesstätte der Immanuel Beratung Prenzlauer Berg ins Gespräch.Am 18. September 2016 sind in Berlin Wahlen zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksverordnetenversammlungen. Im Rahmen von "Wir kommen wählen", einer Aktion der Landesarmutskonferenz, bekommen Menschen, deren Stimme oft überhört wird, Gelegenheit mit Politikerinnen und Politikern über ihre Sorgen und Wünsche zu sprechen.
Über 40 Gäste besuchten am 20. Juli 2016 - außerhalb der regulären Öffnungszeiten - die Kontakt- und Beratungsstelle für Wohnungs- und Langzeitarbeitslose in der Dunckerstraße 32 in Berlin-Prenzlauer Berg, um die von der Immanuel Beratung und der Heilsarmee gemeinsam ausgerichtete Veranstaltung zu besuchen.
„Viele Besucher unserer Einrichtung sind resigniert. Sie glauben nicht mehr daran, dass sich die Politik für sie einsetzt. 'Wir kommen wählen' ist eine Chance das zu ändern”, sagte Björn Helbig, Mitarbeiter der Immanuel Beratung und Leiter der Kontakt- und Beratungsstelle in der Dunckerstraße.
Garantiertes Gespräch dank Speed-Dating
An der Veranstaltung nahmen folgende Politikerinnen und Politiker des Wahlbezirks Pankow teil: Clara West von der SPD, Daniela Billig vom Bündnis 90/Die Grünen, Jan Schrecker von den Piratenpartei, Katrin Möller von der Partei Die Linke sowie Stephan Lenz und Sebastian Bergmann von der CDU. Die Diskussionsveranstaltung selbst dauerte zwei Stunden.
Es gab fünf Gruppen an verschiedenen Tischen, die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Einrichtung moderiert wurden. Zuvor wurden ein paar Gesprächsregeln aufgestellt, um eine klare Struktur herzustellen. Wie bei einem Speed-Dating hatte dann jede Politikerin und jeder Politiker 15 Minuten Gelegenheit, sich einer Tischgruppe von Gästen zum Gespräch zu stellen, bevor die Klingel zum Wechsel ertönte. So erhielten alle Gäste die Chance, mit jeder Politikerin und jedem Politiker zu sprechen und ihre Fragen loszuwerden.
„Es ist ein schönes Gefühl, dass man mal nicht mit Kolleginnen und Kollegen auf einem Podium diskutiert, sondern dass man wirklich mit Betroffenen ins Gespräch kommt”, fasste Clara West von der SPD ihren Eindruck von der Veranstaltung zusammen.
Existenzsicherung eine große Sorge
Zu den erörterten Themen gehörten vor allem die Bekämpfung von Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit. Wie dem Problem steigender Mieten von politischer Seite begegnet wird und eine langfristige Existenzsicherung ermöglicht werden kann, war eine der Hauptsorgen der Gäste der Tagesstätte angesichts der immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich in dieser Stadt.
Eine preiswertere Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, zum Beispiel die Ausweitung des Sozialtickets auf den C-Bereich und die Möglichkeit, das Ticket auch gleitend zu nutzen, sowie das Fahrradfahren in Berlin wurden angesprochen und vor allem von Daniela Billig vom Bündnis 90/Die Grünen sehr ernst genommen. „Natürlich können nicht alle Anregungen gleich umgesetzt werden”, sagte die Politikerin, „aber es ist gut, dass man sich gegenseitig zuhört und wieder Vertrauen fasst.”
Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen
Die Kontakt- und Beratungsstelle für Wohnungs- und Langzeitarbeitslose der Immanuel Diakonie versteht sich als Anlaufstelle für Menschen in schwierigen Lebenslagen. Aus den Erfahrungen mit Betroffenen weiß man, dass sich diese Personengruppe von der Politik oft nur ungenügend vertreten fühlt. „Es war eine Herausforderung, unsere Klienten für die Veranstaltung zu gewinnen”, berichtet Claudia Weimar, die als Sozialpädagogin bei der Immanuel Beratung arbeitet und auch in der Kontakt- und Beratungsstelle in der Dunckerstraße tätig ist, „aber ich denke, wir hatten Erfolg!”.
„Die Veranstaltung 'Wir kommen wählen!' passt sehr gut in unser Profil”, ergänzt Rosemarie Kohbieter von der Immanuel Beratung, „denn unser Ziel ist es, unseren Klienten und Besuchern neben Beratung und Grundversorgung auch Partizipation an der Gesellschaft zu ermöglichen. Die aktive Auseinandersetzung mit Politik gehört zur Teilhabe dazu!”
Ein lebhafter Austausch
Am Ende der Veranstaltung gab es für alle Gäste von den in der Dunckerstraße beschäftigen MAE-Mitarbeitern die Spezialität des Hauses: selbstgekochte Linsensuppe. Auch einige der Politiker nahmen am Essen teil und diskutierten nach der eigentlichen Veranstaltung noch in lebhaften Einzelgesprächen mit den Besuchern. Spätestens jetzt war das Eis gebrochen.
„Wir sind zufrieden”, zog das Team der der Immanuel Beratung das Fazit; oder, um es mit den Worten eines Gastes im Anschluss an die Veranstaltung zu sagen: „So macht Politik doch Spaß”.
Erfahren Sie hier mehr über die Tagesstätte der Immanuel Beratung Prenzlauer Berg