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Lese-Tipp: Über ein Postfach zur eigenen Wohnung
Im Tagesspiegel berichtet Simona Barack über die Arbeit der Tagesstätte Sozialprojekt Prenzlauer Berg, wie dort obdachlosen Menschen geholfen wird, den Alltag zu bewältigen, eine eigene Wohnung zu finden und über Postfächer den Draht zum Staat zu halten.Für obdachlose Menschen führt der Weg zurück in ein zivilisiertes Leben unter anderem über ein einfaches Postfach. Staatliche Unterstützung, Krankenkassen oder potenzielle Vermieter und Arbeitgeber benötigen eine Postadresse.
120 Postfächer beherbergt die Tagesstätte des Sozialprojektes Prenzlauer Berg, eine integrierte Einrichtung der Sozialen Dienste/ Wohnungslosenhilfe im Bezirk Pankow, für wohnungslose Menschen ohne eine eigene Meldeadresse. Es gibt einige, die längere Zeit nicht vorbei schauen, um ihr Postfach zu überprüfen. Doch andere würden jeden Tag kommen. Auch um die Möglichkeit zu nutzen für 50 Cent zu duschen, für einen Euro Wäsche zu waschen oder etwas auszudrucken. Sie sehen dann nach der Post, nutzen den Computer und das Angebot für Frühstück, Mittag oder einer Beratung, erklärt Simona Barack, Leiterin der Tagesstätte, im Tagesspiegel.
Da die Räumlichkeiten der Tagesstätte im Erdgeschoss liegen, kann auch während der Corona-Pandemie geholfen werden. Das Telefon wird dann einfach an das geöffnete Fenster geschoben und für Hilfesuchende bei Ämtern angerufen. Den ganzen Winter über hätte man mit Schal die Leute am offenen Fenster beraten. Denn die Post nur abholen zu können würde nicht ausreichen. Es müssten unter anderem Anträge zum Arbeitslosengeld II inklusive Anlagen ausgefüllt und beantwortet werden. Dafür müsse man auch Paragraphen kennen. Simona Barack selbst hat soziale Arbeit studiert. Ein direkter, offener Mensch zu sein, verschiedene Sprachen zu sprechen und schon einmal alle Formulare gesehen zu haben, würde bei der Arbeit helfen.
Doch nicht allen Menschen könne geholfen werden. Einer, bei dem es geklappt hat, ist Rolf. Acht Jahre musste er in einem Container leben. Simona Barack beschreibt ihn als zuverlässig, witzig und eigensinnig. "Wo er war, hat er um sich herum Ordnung verbreitet", erzählt sie. Mit Hilfe des Sozialprojekts konnte für ihn zunächst ein neuer Betreuer und später auch eine eigene Wohnung gefunden werden. Noch immer kommt Rolf jeden Tag mit seinem Fahrrad in der Dunckerstraße vorbei. Sein Postfach aber konnte er abmelden. Er hat nun wieder seinen eigenen Briefkasten.
Die existenzielle Hilfe der Tagestätten mit den Angeboten einer Dusche, Essen, Beratung und eben einem Postfach seien gerade im Moment dringend notwendig. Doch sie seien aus dem Fokus geraten und nicht jeder Bezirk würde sich eine solche Einrichtung leisten, erzählt Simona Barack in dem Artikel. Es sei schön, dass Pankow das tut.
Mit wieviel Stellen die Einrichtung betrieben wird, was die Mitarbeitenden vor Ort leisten und mit welchen Problemen die Menschen, die in die Dunckerstraße kommen, konfrontiert sind, lesen Sie im Tagesspiegel.